Teilzeitarbeit von zu Hause: Ein persönlicher Appell an die geistige Gesundheit und Arbeitsqualität

15. Februar 2023

Für viele Menschen kann ein traditioneller Vollzeit-Bürojob einen Tribut an ihre psychische Gesundheit und die allgemeine Lebensqualität bedeuten. Lange Arbeitszeiten, tägliches Pendeln und ständige Ablenkungen durch Kollegen können zu Stressgefühlen, Burnout und Konzentrationsschwäche führen. Es gibt jedoch eine Lösung für dieses Problem, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut: Teilzeitarbeit von zu Hause aus. Lasst mich euch auf eine persönliche Reise mitnehmen.

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Foto von Anastasiia Chepinska auf Unsplash / Titelbild: Foto von Sydney Sims auf Unsplash

Teilzeitarbeit von zu Hause: die Vorteile für psychische Gesundheit und Qualität der Arbeit

 

Kein mühsamer Arbeitsweg

Viel zu oft habe ich in den vergangenen Jahren gemerkt, dass es für mich – gelinde gesagt – eine Herausforderung ist, den täglichen Trott zur Arbeit im Büro zu gehen: Morgens früher aufstehen, als man eigentlich möchte, nur damit man sich in Erhoffnung von mehr „wach“ zitternd unter die Dusche kauert, so tut als wäre die morgendliche Dosis Koffein tatsächlich hilfreich, nur um sich dann durch den zähen Verkehr zu wühlen. Wenn das Ziel dann erreicht und das Büro völlig entnervt betreten war, machte der Fahrtstress bereitwillig Platz, und wurde von einer inneren Leere ersetzt, in deren kahler Wüste lediglich ein Schild stand. Die Aufschrift: „Durchhalten, nur noch 30 Jahre!“
Kurzgesagt: Der Arbeitsweg alleine frisst schon viel Zeit und Nerven, selbst wenn man die Kosten ignoriert. So ziehe ich mir morgens gemütlich meinen Kaffee, sortiere meine Gedanken und gleite wesentlich sanfter in den Tag als zuvor.

 

Bessere Konzentration

Meine Liste mit Aufgaben war stets prall gefüllt, ebenso wie bei den Kolleginnen und Kollegen. Und wenn ihr, werte Leserinnen und Leser, ein bisschen so seid, wie ich, könnt ihr mit Hintergrundlärm nichts anfangen, wenn ihr euch konzentrieren müsst. Ergo war ich automatisch nur noch halb so effizient in dem, was ich so mache. Das zehrt ganz schön an den Nerven. Aber das war schon als Kind so. Ich konnte beim Hausaufgabenmachen noch nie Musik hören. Oder jemand anderen im Raum ertragen, der mehr macht als nur zu atmen. Muss ich mich konzentrieren, brauche ich Ruhe. In den meisten Büros ist daran nicht zu denken.

Zu Hause herrscht Stille, sofern der eifrige Nachbar nicht wieder irgendwelche Möbel montiert oder Löcher bohrt. Ich muss mich nirgends zurückziehen oder leere Meetingräume finden, um mich wirklich konzentrieren zu können.

 

Weniger Stress

Da ich wegen der Umstände oft nur semi-effizient war (den lauthals telefonierenden Sales-Kollegen ist es einfach egal, dass ich noch einen Text für die Presse schreiben muss… ¯\_(ツ)_/¯), blieb Montagabend oft ein bisschen Arbeit übrig, die ich am Dienstag nachholen wollte.

Nächster Tag also: Aufstehen, Duschen, Blechlavine, Schild mit Wüste. „Ich bin ja gar nicht arg hintendran!“, denke ich mir noch am Dienstagmorgen, bis ich am Abend merke, dass ich wieder nicht ganz fertig geworden bin und mir also ein neues Bisschen Arbeit vom Vortag in den nächsten Arbeitstag mitnehme. Am Mittwoch das gleiche, zunehmend frustrierende Bild. Der Task wird von einem Tag zum anderen und von einer Woche in die nächste getragen, bis es am Quartalsende oftmals richtig crunchy wird. Ein Teufelskreis.

Ich habe bereits in der kurzen Zeit seit Oktober gemerkt, dass mein Stresslevel mehr als deutlich gesunken ist. Vorbei das fahle Gefühl im Magen am Sonntagabend, ehe die neue Arbeitswoche beginnt. Seitdem kriege ich viel mehr hin ohne auch nur annähernd so gestresst zu sein, wie früher.

 

Bessere Work-Life-Balance

Zugegeben, ich bin vielleicht etwas fatalistisch veranlagt, so viel vorweg. Jedenfalls hat sich im Lauf der Jahre das Bild in mir verfestigt, dass ich über einen viel zu großen Teil meiner Lebenszeit keine Kontrolle habe. Hand aufs Herz: Selbst 40 Stunden pro Woche reichen oft nicht aus, um das Arbeitspensum zu erfüllen und alles so zu erledigen, dass man überzeugt den eigenen Namen daruntersetzen kann. Es fühlte sich zunehmend so an, als würde ich wegen meines Fokus‘ auf die Arbeit mit angezogener Handbremse leben.

Dank der Teilzeitarbeit von zu Hause und weniger Wochenstunden habe ich das Steuer wieder fester in der Hand und kann mir meine Zeit freier einteilen.

Ich habe mehr Zeit meine Einkäufe, häuslichen Verpflichtungen und sonstige Erledigungen in meinen Arbeitsalltag zu integrieren. So kann ich auch meine deutlich gewachsene Freizeit wesentlich bewusster erleben und habe wieder Lust Romane zu verschlingen und kann mich mehr auf die Beziehung mit meiner Freundin konzentrieren.

Und da jetzt quasi immer jemand daheim ist, können wir uns endlich einen Hund zulegen. Mega!

 

Gesteigerte Kreativität

Dass sich die Teilzeitarbeit von zu Hause sehr positiv auf meinen Workload und meine Work-Life-Balance auswirkt, sind die Gedanken während der Arbeit frei für Ideen. Ideen, die ich unter Zeitdruck und viel Lärm im Großraumbüro möglicherweise nie gehabt hätte.

Die ruhige Umgebung im Home Office und Flexibilität bei der Einteilung meiner Arbeit ermöglichen es mir, mich mit meinen Tasks wirklich auseinanderzusetzen und meine Arbeit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das schafft nicht nur Raum für Kreativität, sondern auch um über das Geleistete zu reflektieren, ehe man es absendet.

Teilzeitarbeit von zu Hause: ein vorläufiges Fazit

In weniger als einem halben Jahr hat sich mein Leben deutlich verändert – und zwar zum Positiven. Endlich arbeite ich in einer Atmosphäre, die sowohl für mich als auch für meine Arbeit förderlich ist. Ich bin wesentlich flexibler als zuvor und merke auch, dass die Teilzeitarbeit von zu Hause wie eine gute Salbe für meine geistige Gesundheit ist, was nicht zuletzt auch an den Erfahrungen liegt, die ich mit für mich neuen Agile Methoden sammeln konnte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Teilzeitarbeit von zu Hause aus zahlreiche Vorteile, sowohl für die psychische Gesundheit, als auch für die Qualität der Arbeit bereithält. Weniger Stress, mehr Konzentration, Flexibilität, bessere Work-Life-Balance und mehr Kreativität sind nur einige der Vorteile, die Heimarbeit für viele Menschen attraktiv machen. Ganz gleich, ob ihr euer psychisches Wohlbefinden verbessern oder einen Weg finden möchtet, Arbeit und Privatleben miteinander zu vereinbaren – Teilzeitarbeit von zu Hause aus ist eine Überlegung wert. Ich möchte jedenfalls nicht mehr zurück.